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Essen ist für mich kein Pflichtprogramm, sondern ein Hobby, eine Freude und ein Kulturerlebnis, wenn ich auf Reisen bin. Ich reise, um zu essen. Und egal ob essen gehen für dich auch ein Ereignis ist, dass zelebriert werden will, oder nur reine Nahrungsaufnahme, irgendwann muss der kleine Hunger unterwegs gestillt werden.

Wenn ich von meinen Reisen und den damit einhergehenden kulinarischen Genüssen erzähle, werde ich oft gefragt: „Wie? Und dann warst du da ganz alleine essen?“ Anfangs war ich von dieser Frage oft überrascht, denn na klar gehe ich alleine essen, wenn ich auf Reisen bin. Hunger macht mich sehr unleidlich und jeden Abend Roomservice im Hotel zu bestellen, ist nichts für mich.

Aber mit der Zeit habe ich aber realisiert, wie einschüchternd die Idee eines Dinner for One für viele ist. Alleine essen gehen auf Reisen müssen sich viele erstmal trauen. Also, wie funktioniert es, wenn du als alleine die kulinarische Seite deines Reiselandes entdecken willst? Ich teile meine besten Tipps zum alleine essen gehen auf Reisen mit dir!

Meine Tipps beim Essen alleine auf Reisen

Annika Ziehen isst am liebsten in Garküchen in Vietnam

 

Klein anfangen

Alleinsein kannst du auch zu Hause üben

Wenn du dich noch nicht traust, abends in ein schickes Restaurant zu gehen, dann fang klein an. Such dir ein nettes Café zum Frühstücken aus oder geh ins Restaurant um die Ecke deines Hotels zum Mittagessen.

Gerade in Großstädten geht es in vielen Lokalen mittags recht locker zu, weil viele Gäste nicht zum Verweilen kommen, sondern um in der Mittagspause einfach schnell etwas zu essen. Da fällt es selten auf, ob du alleine oder in einer Gruppe isst und du musst dir auch keine Sorgen machen, wie du die Zeit rumkriegst – Mittagessen sind vielerorts kurz und knackig.

In einigen Destinationen ist es inzwischen auch total normal, stundenlang mit Laptop im Café zu sitzen und zu arbeiten. Digitale Nomaden machen vor wie es geht und egal ob du dazugehörst oder nicht, alleine in einer Strandbar in Tulum, Bali oder Costa Rica zu sitzen, fällt überhaupt nicht auf.

Mein Tipp: Tagsüber alleine essen, ist übrigens auch etwas, das du wunderbar schon zu Hause üben kannst. Setzt dich für eine halbe Stunde in den Coffeeshop um die Ecke, anstatt dir einen Kaffee to-go zu holen, und erkunde das Mittagsmenü beim Italiener nebenan mal vor Ort, anstatt Takeaway ins Büro zu bestellen. Alleine sein und sich dabei wohl in der eignen Haut zu fühlen kann man üben und damit fängst du am besten in vertrauter Umgebung an.

Alleine im Restaurant auf Reisen

Arbeiten, Lesen oder einfach Leute beobachten

Manchmal soll es aber nicht schnell gehen. Zum Essen ausgehen macht Spaß und ist doch eigentlich ein schönes Erlebnis, besonders auf Reisen. Wenn ich alleine in ein Restaurant gehe, möchte ich je nach Laune den kleinen ruhigen Tisch in der Ecke oder mitten im Geschehen sitzen, und das kommuniziere ich auch. Selbstbewusstsein ist auch hier wie in so vielen anderen Situationen beim Alleinreisen das A und O. Auch wenn das Personal vielleicht erstmal überrascht schaut, wenn du nach einem Tisch für eine Person fragst, ist das eigentlich selten ein Problem. Lass dich nicht an den wackeligen Tisch bei der Klotür abschieben, sondern frag nach dem Tisch, den du möchtest. Wenn das Restaurant nicht brechend voll ist, stehen deine Chancen gut, den auch zu bekommen. In Lokalen, die sehr beliebt sind, oder in feineren Restaurants, reserviere ich meistens im Voraus und frage schon dann nach einem Platz meiner Wahl.

Und auch wenn du dich mitten im Laden vielleicht erstmal wie auf dem Präsentierteller fühlst, denk daran, dass es die meisten anderen Gästen gar nicht interessiert, dass du alleine isst. Ich zumindest freu mich immer, wenn ich andere alleinreisende Frauen in einem schicken Restaurant sehe, die es sich so richtig gut gehen lassen und sich nicht um die vermeintlichen Blicke der anderen kümmern.

Und auch wenn es schon überraschte Blicke gab – wieso isst eine Frau hier abends alleine? – habe ich eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht und nicht selten gibt sich das Personal extra Mühe, mir einen schönen Abend zu bescheren. Was sind die Highlights der Karte, wo gibt es den besten Kaffee in der Nachbarschaft und wie kommst du nach dem Essen am besten wieder ins Hotel zurück – Kellner und Kellnerinnen sind oft eine richtige Goldgrube an Insider-Tipps, die sie gerne mit Interessierten teilen.

Erkundige dich vorher, wann in deinem Reiseland im Allgemeinen gegessen wird und dann komm früher. So stehen die Chancen gut, dass du noch einen Platz und dazu die ungeteilte Aufmerksamkeit des Personals bekommst. Dann kannst du ganz in Ruhe besprechen, wie scharf jetzt wirklich scharf ist, bevor du dein Curry bestellst, und kriegst vielleicht auch noch einen extra und natürlich kostenlosen Gruß aus der Küche.

Gerade als alleinreisende Frau gehe ich gerne früh zum Abendessen, sodass ich danach sicher wieder zu meiner Unterkunft komme, bevor es dunkel wird.

Ein weiterer Vorteil, wenn du alleine isst ist, dass du oft noch ein Plätzchen bekommst, auch wenn das Restaurant eigentlich schon voll ist. Auch dabei stehen deine Chancen besser, je früher du kommst, aber meistens ist es viel leichter in beliebten Läden einen Tisch zu ergattern, wenn du alleine bist!

Was tun, beim essen alleine auf Reisen?

Schöne Ausblicke gibt es auch beim Esssen

Viele fürchten sich nicht nur vor den Blicken der anderen, sondern auch vor der Langeweile beim Essen gehen. Wie kriegst du die Zeit rum, wenn du keinen zum Klönen, Flirten oder zumindest gemeinsam schweigend aufs Handy starren hast?

Einige schwören aufs People-Watching, andere aufs kostenlose Wi-Fi, wenn sie alleine essen gehen. Ich gehöre eher in die zweite Kategorie und habe zudem die Kindle-App auf meinem Handy, sodass ich unterwegs lesen kann. Außerdem unterhalte ich mich gerne mit Fremden. 

Gerade in touristischen Gebieten ist es meistens ziemlich leicht, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ein „Oh, das sieht aber lecker aus, was ist das?“ mit einem Blick auf den Teller am Nachbartisch reicht oft schon. 

Eine tolle Alternative, die es heute in mehr und mehr Lokalen gibt, sind große Gemeinschaftstische, wo verschiedene Gäste zusammensitzen, oder der Bartresen. In einigen Spitzenrestaurants gehören heute auch oft Küchentresen zum Konzept. Gemütliche Stühle und eine tolle Aussicht, wenn du gerne den Köchen in die Töpfe schaust. Und im Gegensatz zu einem eigenen Tisch auch eine super Gelegenheit, eine Unterhaltung mit deinem Nachbarn anzufangen.

Leckere Alternativen zum alleine essen im Restaurant

Momos mit Büffelfleisch sind eine Spezialität in Nepal

Streetfood

Streetfood Tacos sind das Beste!

Das Glück jedes reisenden Foodies ist das lokale Streetfood. Selten isst du authentischer und günstiger als in Garküchen, auf Märkten und oft auf kleinen Plastikhockern am Straßenrand. Streetfood ist auch eine tolle Option, wenn du alleine auf Reisen essen willst, denn eigentlich ist Streetfood auch immer Fastfood. Gegessen wird da, wo Platz ist und zwar schnell! Du bestellst dein Essen, ein Hocker wird irgendwo frei, du isst und dann geht es gleich glücklich mit einem Bauch voll Nudelsuppe weiter.

Und sei es Pita Gyros, eine Kati Roll oder Empanadas, es gibt viel Streetfood, das ideal für „auf die Hand“ ist. Schlemmen und Weiterbummeln steht dann an.

Kochkurse

Kochkurs auf Mauritius – Curry steht auf dem Menü

Kochst du selbst gerne? Dann ist ein Kochkurs eine gute Möglichkeit, das alleine essen zu umgehen und zusätzlich noch ein paar neue Fähigkeiten zu lernen. Kochkurse für Reisende gibt es heute eigentlich überall – lass dich von einer italienischen Nonna in die Geheimnisse von hausgemachter Pasta einweihen oder lerne, wie indisches Roti besonders knusprig und die thailändische Suppe extra scharf wird.

Lokale Kochkurse sind nicht nur eine tolle Angelegenheit, um zu lernen, wie man authentische Gerichte kocht, sondern auch um neue Freunde zu finden. Denn zu jedem Kurs gehört auch eine gemeinsame Mahlzeit, wo du dich über deine selbstgemachte Kreation mit anderen austauschen kannst.

Je nach Land und Kurs kochst du dabei in der Hotelküche mit einem Sternekoch, über dem offenen Feuer oder in einem Privathaus. Ein besonderes Highlight, das bei vielen Angeboten dabei ist: ein Besuch auf dem regionalen Markt, wo du unter fachkundiger Anleitung die Zutaten für dein Menü einkaufst.

Foodtour

In Singapore gibt es die leckersten Desserts © The Midnight Blue Elephant

Du hast keine Lust, selbst zu kochen und ein bisschen Angst, das lokale Streetfood zu probieren? Dann könnte eine Foodtour die leckere Antwort auf dein Dilemma sein. Solche Touren führen dich meistens über ein paar Stunden in einer kleinen Gruppe durch ein besonderes Stadtviertel, wobei du unterwegs Märkte, Garküchen und kleine Gaststätten besuchst.

Ein Guide organisiert die Gerichte, die es zu probieren gibt, übersetzt, erklärt und sorgt dafür, dass du am Ende der Tour satt bist. Streetfood Touren sind nicht nur eine tolle Gelegenheit, um andere Reisende und die regionale Küche kennenzulernen, sondern oft auch Stadtführung und Abendessen in einem.

Essen wie bei Mama

In Indien kannst du auch ein Festmahl mit der Hand essen

Wo gibt es das beste Essen in meinem Reiseland? Die Antwort ist meistens: zu Hause. Schwierig, wenn du noch keinen im Land kennst, der dich zu einer selbst gekochten Mahlzeit nach Hause einladen könnte.

Zum Glück hat bei diesem Problem das Internet Abhilfe geschaffen. Mehr und mehr Anbieter wie zum Beispiel BonAppetour bieten die Möglichkeit, echte Hausmannskost zu probieren. Dabei buchst du ein Mittag- oder Abendessen in einem privaten Haushalt und kriegst nicht nur leckere Speise zu essen, sondern auch noch einen richtig guten Einblick in das Leben vor Ort.

Über die*den Autor*in

Annika ZiehenAnnika ist Autorin, Foodie und Taucherin. Als digitale Nomadin reist sie durch die ganze Welt, ständig auf der Suche nach dem leckersten Teller Nudeln, und wahlweise Anglerfischen oder Haien. Sie schreibt über ihre Erlebnisse unter & über der Wasseroberfläche auf ihren Blogs The Midnight Blue Elephant und The Very Hungry Mermaid. Folgen Sie Annika auf Instagram für weitere Reiseinspirationen.

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