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Köln in der fünften Jahreszeit

Bekannter als der Karneval in Köln ist wahrscheinlich nur der in Rio de Janeiro. Dass an der Copacabana so wild gefeiert wird wie in der Stadt am Rhein, wird allerdings von einigen Jecken bezweifelt.

Der Startschuss zum Kölner Karneval fällt jedes Jahr am 11. November um 11:11 Uhr. Der eigentliche Straßenkarneval, auch als die ‘Tollen Tage’ bekannt, findet allerdings erst in der Zeit zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch statt. Dabei gilt immer: je näher an der Altstadt, desto lauter und wilder. Für das volle Partyprogramm lässt du dich am besten mit der Straßenbahn zum Dom oder Heumarkt bringen und schon bist du mitten im Geschehen!

Tipps für Karnevalskneipen

Der Kölner Karneval findet zwar hauptsächlich draußen statt, doch Köln wäre nicht Köln, wenn es nicht auch in den vielen kleinen und großen Kneipen hoch hergehen würde. Es spricht also einiges dafür, sich ab und zu bei einer Stange Kölsch im Lokal aufzuwärmen.

Geheimtipps für Köllner Karnevalskneipen

Besonderes Flair verspricht etwa das Brauhaus Päffgen im Friesenviertel, wo dich eine bunte Mischung aus Einheimischen und Karnevalsgästen begrüßen wird. In dem während der Tollen Tage zum Tanzschuppen umgebauten Lokal erwartet dich typisch kölsche Musik und ein traditionelles rustikales Ambiente.

Endlich mal raus! Tipps, um den Karneval im Ausland erleben!

Mottopartys gibt es im Tanzlokal Klapsmühle am Hohenzollernring. Informiere dich am besten vorher über das jeweilige Motto, schließlich möchtest du nicht als Cowboy auf einer Mittelalterparty landen.

Auch der Klimperkasten in der Kölner Altstadt ist eine Kneipe mit besonderem Charakter – hier kannst du den Karneval im Stil der 20er Jahre feiern. Das absolute Highlight ist hier das selbstspielende Akkordeon-Tuba-Orchester, das eine Auswahl von 250 Klassikern der Musikgeschichte zum Besten gibt.

Der Klimperkasten

Weiberfastnacht

Zuvor steht aber erst einmal der Straßenkarneval auf dem Programm. Traditioneller Auftakt ist die sogenannte Weiberfastnacht am Donnerstag vor Aschermittwoch am Alten Markt. Ab 11:11 Uhr ist die Stadt fest in weiblichen Händen, denn am ‘Wieverfastelovend’ ist es üblich, dass die Damen den Herren die Krawatten abschneiden – dafür gibt es Bützchen als Entschädigung bevor gemeinsam weitergefeiert wird.

Ob du am Alter Markt bleibst oder dich zu den zahlreichen Feiern in den verschiedenen Kölner Stadtvierteln, den sogenannten Veedeln, treiben lässt, ist ganz dir überlassen. Die Jecken warten überall und freuen sich über jeden Krawattenträger!

Sternmarsch am Karnevalsfreitag

Ungefährlicher für deine Kleidung wird es dann am Karnevalsfreitag. Am Sternmarsch der Kölner Veedelsvereine nehmen mehr als 40 verschiedene Gruppen teil, die sich nach ihrem Marsch durch die Kölner Innenstadt alle am Alten Markt treffen.

Das bunte Treiben kannst du ab 16:00 Uhr von den extra aufgebauten Tribünen verfolgen und den ganzen Abend bei kölschen Klängen mitfeiern, während zahlreiche Künstler bis spät in die Nacht auftreten. Der Zutritt zu den Tribünen ist kostenlos und der Andrang entsprechend groß – komm also rechtzeitig, um dir deinen Platz zu sichern. Gegen 18:00 Uhr findet dann die Begrüßung durch das sogenannte Dreigestirn statt, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau, welche als offizielles Aushängeschild des Kölner Karnevals fungieren und sich bereits ab Neujahr bei zahlreichen Karnevalssitzungen die Ehre geben.

Jecken am Heumarkt © Tim Bartel

Funkenbiwak und Geisterzug am Karnevalssamstag

Erbsensuppe und Kölsch – am ‘Nelkensamstag’ gibt es im ganzen Rheinland keine bessere Kombination. Reichlich davon wird auf dem Neumarkt ausgeschenkt, wo das sogenannte Funkenbiwak aufgeschlagen wird und du dich mit ausreichend Flüssigkeit versorgen lassen kannst. Wie die echten Kölner besorgst du dir am besten direkt eine ‘Funkenstange (ein zylindrisches Bierglas), die während der Veranstaltung beliebig oft und kostenlos mit Kölsch aufgefüllt wird.

Ein Hauch von Halloween weht am Samstagabend durch die Stadt, wenn der ‘Geisterzug’ in Richtung Alter Markt zieht. Die als Monster, Geister und Vampire verkleideten Jecken sorgen vor allem nach Einbruch der Dunkelheit für eine schaurig-schöne Atmosphäre im ansonsten so fröhlich ausgelassenen Treiben. Und mit der Erbsensuppe hast du eine gute Grundlage geschaffen, um bis tief in die Nacht mit den Gespenstern durch die Stadt zu ziehen.

Kölner Schull- und Veedelszöch

Traditioneller und kölscher geht es am Karnevalssonntag bei den Schull- und Veedelszöch zu.  An diesen Veranstaltungen beteiligen sich bis zu 50 verschiedene Kölner Schulen und mehr als 40 Nachbarschafts- und Stadtteilvereine und Stammtische mit oft mehr als 100 Mitgliedern. Die Fuß- und Wagengruppen ziehen gemeinsam durch die Kölner Innenstadt und werden dabei von einer Jury bewertet. Die am originellsten verkleideten Gruppen dürfen dann am großen Rosenmontagszug teilnehmen. Misch dich unter die rund 250.000 Zuschauer, die den Jecken jedes Jahr bei ihrem Zug zuschauen, und bereite dich mit den Kölnern auf das Highlight des Karnevals am Montag vor.

Rosenmontagszug

Kamelle-Jäger am Rosenmontagszug

Offizieller Höhepunkt und absolutes Pflichtprogramm der Kölner Fastnacht ist der Rosenmontagszug, der sich zu ungewohnter Zeit – schon ab 10:11 Uhr – durch die Kölner Innenstadt schlängelt. Teilnehmen dürfen hier nur die Mitgliedsvereine des Festkomitees, offiziell eingeladene Vereine sowie die Gruppen, die bei den Schull- und Veedelszöch am Sonntag vom Festkomitee ausgewählt wurden. Auf der Strecke von rund sieben Kilometern drängen sich jedes Jahr bis zu eine Million Zuschauer und feiern ganz ausgelassen sich selbst und den Kölner Karneval.

Hier heißt es: dabei sein ist alles – und es lohnt sich! Schließlich werden ungefähr 40 Tonnen Süßigkeiten von den Umzugswagen in die Menge geworfen. Greif zu und schnappe dir eine der mehr als 100.000 Tafeln Schokolade oder 100.000 Packungen Pralinen.

Alternativprogramm: Stunksitzungen

All die Ausgelassenheit ist dir manchmal zu viel? Dann besuche eine der Stunksitzungen in Köln. Sie sind gewissermaßen das Gegenprogramm zu all den Jecken und karnevalistischen Würdenträgern rund um das Kölner Dreigestirn. Die Stunksitzungen sind eine kabarettistische Antwort auf die traditionellen Prunksitzungen des Kölner Karnevals. Die studentisch geprägte Mischung aus kölschem Karneval und politischem Kabarett gepaart mit moderner Comedy grenzt sich bewusst von den klassischen Karnevalsgesellschaften ab. Schadenfreude ist garantiert, wenn mit kölschem Zungenschlag bitterböse über Politik und Prominenz hergezogen wird.

Nubbelverbrennung

Am Veilchendienstag heißt es dann Abschied nehmen. Dass es dabei genauso wild zugeht wie in den Tagen zuvor, kannst du dir mittlerweile schon denken. So ist es auch kein Wunder, dass erneut mehrere Veedelszöch mit bis zu 200.000 Kostümierten durch die Straßen ziehen, bevor sich die Stadt in der Nacht zum Mittwoch endgültig vom Karneval verabschiedet. Vielleicht ist dir bis dahin schon aufgefallen, dass über zahlreichen Kneipen Strohpuppen hängen. Diese sogenannten Nubbel werden – bevor am Aschermittwoch die Katerstimmung einsetzt – symbolisch für all die kleinen Sünden und Schandtaten der Karnevalstage verbrannt.

Vor der Verbrennung wird den Nubbeln durch Karnevalspriester die Schuld für das Treiben während der Tollen Tage in die Schuhe geschoben. Wenn um Mitternacht dann alle Feuer lodern und man ein letztes Bier zusammen trinkt, bleibt nur noch eines: sich auf den Karneval im nächsten Jahr zu freuen! Wenn wir dir nun Lust auf die fünfte Jahreszeit gemacht haben, solltest du dir schnellstmöglich einen Flug nach Köln buchen.

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